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“Geld für Pflege ist kein Almosen”

Der Referentenentwurf zur Pflegereform liegt auf dem Tisch. Die Kritik aus allen Lagern ist gewaltig. „Wir haben nichts erwartet und genau das bekommen: nämlich nichts!“ Das sagt Ulrich Christofczik, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege

Foto Ev. Christophoruswerk Ulrich Christofczik, Vorstand im Ev. Christophoruswerk

Thomas Eisenreich vom bundesweit agierenden Betreuungsdienstleister Home Instead bringt die Kritik aus Sicht der Ruhrgebietskonferenz-Pflege so auf den Punkt: „Mit den gerade bekannt gewordenen Plänen werden nur die Löcher gestopft, die von den Gesundheitspolitikern zu verantworten sind, die uns jetzt diese Reform als Lösung verkaufen wollen.“

Über die Zukunftssicherheit der Versorgung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen wird aktuell nicht ernsthaft diskutiert. Es geht fast ausschließlich um die Rettung der Pflegeversicherung durch Deckung von Finanzierungslücken und die „Zumutbarkeit“ von Beitragserhöhungen für die Kranken- und Pflegeversicherung.

Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege fordert eine Zeitwende für die Pflege. „Wir müssen uns ehrlich machen und mit den Menschen eine offene Debatte darüber führen, was uns die Pflege und Betreuung in Deutschland wirklich wert ist. Geld für Pflege ist kein Almosen. Allein die zahlenmäßige Zunahme von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen durch die demografische Entwicklung in unserem Lande macht die Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln in Zukunft notwendig“, fasst Ulrich Christofczik zusammen.

Als Vorstand des Christophoruswerkes und Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Duisburg hat er mit fast dreißig Jahren Berufserfahrung die Nase voll: „Wollen wir ernsthaft die Pflege und Betreuung zukunftsfähig machen, muss Schluss sein mit den kurzfristigen Reaktionen auf die immer wiederkehrenden Krisen im Gesundheits- und Pflegesystem. Die Bekämpfung dieser Krisen folgt immer dem gleichen Muster. Beitragserhöhungen, die mehr Geld in ein untaugliches System spülen, werden innerhalb kurzer Zeit aufgesogen Wir brauchen einen grundlegenden Systemwechsel.“

Thomas Eisenreich, ebenfalls einer der Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege: „Wir halten die Einführung eines stundenbezogenen persönlichen Fachleistungsstundenbudgets zur Finanzierung und Gestaltung der individuellen Versorgung für eine gute Lösung. Dabei ist es dann letztendlich egal, wo die Versorgung stattfindet, ob ambulant, in der eigenen Häuslichkeit, in Wohngemeinschaften, in der Tagespflege bzw. der Betreuungsgruppe oder in Kurzzeit- bzw. Langzeitpflegeeinrichtungen. Im Rahmen dieses Budgets könnten die Betroffenen gemeinsam mit den Leistungserbringern die bestmöglichen Settings vereinbaren.“