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ver.di-Vertreter fordern schnellstmögliche Umsetzung flächendeckender Tariflöhne

Beschäftigtenvertreter der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di haben am 4. September in Göttingen eine gemeinsame Resolution verfasst.

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ver.di-Bundesvorstand Sylvia Bühler: "Es ist fünf nach zwölf"

Foto: Marie-Luise Marchand

Die Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertreter/innen aus der Altenpflege appellieren an die Bundesregierung, ihr Versprechen zur Einführung flächendeckender Tariflöhne in der Branche schnellstmöglich umzusetzen. "Es darf so nicht weitergehen, wir brauchen dringend Entlastung", sagte die Altenpflegerin Kerstin Günther aus Gifhorn. "Etliche Kolleginnen haben dem Beruf bereits den Rücken gekehrt oder sind in Teilzeit geflüchtet, weil sie diese hohe Belastung nicht mehr aushalten." Die Pflege sei "ein erfüllender und toller Beruf", betonte Günther. "Aber die Bedingungen sind unerträglich. Die ganze Gesellschaft hat ein Interesse daran, dass sich das ändert."

ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler erklärte aus Anlass der Tagung: "Es ist fünf nach zwölf. Die dramatische Situation in der Altenpflege erlaubt keinen Aufschub mehr." Die Entlohnung in der Altenpflege sei teilweise "beschämend niedrig", kritisierte die Gewerkschafterin. "Wenn Pflegekräfte in Sachsen-Anhalt in Vollzeit weniger als 2.000 Euro brutto verdienen, ist das ein unhaltbarer Zustand. Niemand muss sich wundern, wenn Stellen in der Altenpflege unter solchen Bedingungen nicht besetzt werden können." Die finanzielle Aufwertung der Pflegeberufe sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, den wachsenden Fachkräftebedarf in Zukunft zu decken.

Bühler plädierte dafür, tarifliche Entgelte und Arbeitsbedingungen auf alle Betriebe in der Altenpflege zu erstrecken. "Flächendeckende Mindeststandards gewährleisten, dass die Konkurrenz nicht mehr über die niedrigsten Löhne ausgetragen wird." Die ver.di-Tarifkommission Altenpflege mit Mitgliedern aus kommunalen, freigemeinnützigen, kirchlichen und privaten Pflegeeinrichtungen wird am 28. September zusammenkommen. Sie wird über Forderungen für einen Tarifvertrag entscheiden. Zunächst soll darüber mit den weltlichen Wohlfahrtsunternehmen verhandelt werden. Mit Caritas und Diakonie wird nach einem gangbaren Weg adäquater Beteiligung gesucht. Weitere Arbeitgeber sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Ziel ist ein Tarifvertrag, der dann vom Bundesarbeitsministerium auf die gesamte ambulante und stationäre Altenpflege erstreckt werden kann.

Nötig für eine gute Versorgung seien darüber hinaus zeitnah bundesweit verbindliche und am Pflegebedarf orientierte Personalvorgaben.